Bereits während die Teilnehmer des Adventskalender 2022 die letzten Fotos posteten, hatte ich die erste Idee für ein kommendes Kalendermotiv. Diesmal sollte es aufs Meer hinausgehen. Ein kleiner Pirat in einem Boot über dem Wasser und unter ihm viele Fische und Pflanzen.
Mit dem Wissen „Ich hab ja ein Motiv“, wurde das Projekt Adventskalender 2023 bis Juni beiseite gelegt. Beim erneuten Blick auf die Daten fiel auf, dass das alles überhaupt nicht nähbar war. Erst wurden viele viele Teile entfernt um es zu vereinfachen und dann die Erkenntnis: „das wir so fummelig klein, das kann ich unmöglich anbieten.“
Also musste ein komplett neues Motiv her. Beim Wasser wollte ich aber bleiben.
Und dann plötzlich lief mir ein kleines Mädchen auf dem Surfbrett über den Weg. Sofort stand fest: Die Kleine kommt aufs nächste Adventskalenderbanner.
Nach vielen Stunden am Computer entstand ein wunderschöner Sonnenuntergangshimmel mit vielen Gelb-/Orangetönen und eine Wasseroberfläche aus 4 Blautönen. Das sah schon toll aus. Mit einer Silhouette einer Palme kam mehr Tief ins Motiv. Und das große Lachen des Mädchens begeisterte bei uns im Haus jeden sofort. Einziges Problem: Statt ca. 30 Teilen wie bisher, hatte dieser Kalender über 50. Aber was macht das schon, verrückt genug bin ich ja.
Also begann ich wiedermal im Hochsommer digitale Schablonen zu erstellen, Grafiken zu zeichnen und ein Handout zu schreiben. Diese Arbeit macht immer wieder super viel Spaß, weil es etwas völlig anderes ist als meine übliche Vorgehensweise am Nähtisch. Am Computer zu sitzen und mir eine Arbeitsweise auszudenken, die man am Nähtisch mit Stoff in der Hand nachher umsetzen kann, ist ein ganz besonderer Reiz.
Viele Ideen wurden wieder verworfen und neue Methoden erdacht. Schließlich sollte es wieder für alle nähbar sein. Außerdem wollte ich verhindern viele große Papierschablonen mitliefern zu müssen. Also erdachte ich teilweise ganz neue Wege und das Handout wuchs und wuchs.

Anfang August konnte ich das Handout dann auf Herz und Nieren prüfen – ich baute einen Prototypen. Das klappte alles schon super und nur wenige kleine Fehlerchen mussten korrigiert werden.

Eigentlich viel zu spät, erst Anfang Oktober, nach meiner Gartenumgestaltung (ja, ich hab auch private Projekte), begann ich mit den eigentlichen Vorarbeiten. Die ersten Teile wurden gelasert, Nummernaufkleber gedruckt und Briefumschläge bedruckt.
Die täglichen Briefe habe ich in diesem Jahr in einer Druckerei drucken lassen. Das machte deutlich weniger Arbeit und sah super aus – mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Die Briefumschläge dagegen raubten mir den letzten Nerv, weil über diese Mammutaufgabe mein Farblaserdrucke den Geist aufgab. Im nächsten Jahr gibt es auch Umschläge aus der Druckerei – das ist es mir wert.
Wochenlang wurden von morgens bis abends Teile geschnitten, beklebt und gefaltet. Das wäre ohne den neuen Laser schlichtweg nicht möglich gewesen. Der Flur füllte sich immer mehr mit Kartons voller Teile.
Nachdem auch die Verstärkungen geschnitten und die Leinen abgelängt und mit dem Feuerzeug angeschmolzen worden waren, begann das Packen der Briefumschläge. Puh, nochmal 40 Umschläge für jeden Tag mehr als noch 2022 war echt eine Hausnummer. Aber mit der richtigen Musik und Motivation geht auch das und so schmolz der Kartonstapel mit Teilen zusehends und der Kartonberg mit gepackten Umschlägen wuchs in die Höhe.

Mitte November war es endlich soweit: Die ersten Versandkartons konnten befüllt werden. Da ich in diesem Jahr absichtlich 5 Bausätze mehr hergestellt hatte als verkauft worden waren, gab es auch kein Drama, als von einem Tag plötzlich ein Umschlag zu wenig da war. Dann hatte den halt jemand doppelt.
Nachdem über 120 Adressetiketten gedruckt worden waren, begann die letzte Konfektionierung. Viele Teilnehmer hatten noch zusätzliches Material bestellt. Dieses musste mit der beiliegenden Rechnung verglichen werden und mit dem richtigen Adressetikett verklebt werden. Man kam sich tagelang im Haus vor wie in einem Logistikzentrum. Es stapelten sich die Versandkartons teilweise bis unter die Decke.
Dank einer sehr netten DHL-Mitarbeiterin konnten die ersten 60 Kartons in einem Rutsch in der Hauptfiliale abgeliefert werden und waren innerhalb von 2 Tagen bei den Teilnehmern. Die restlichen Pakete verteilte ich auf diverse Paketstationen, wobei die eine 5 Tage lang gar nicht geleert wurde, was einige Teilnehmer sehr hibbelig werden ließ. Doch am Ende waren alle Kartons pünktlich da.
Jetzt war die Wartezeit auch gar nicht mehr so lang.
 
Und am 1.12. ging es endlich los: Jeden Tag gab es viele Beiträge und Fotos in der Facebookgruppe und per Whatsapp. Es fühlte sich so vertraut an im ständigen Kontakt zu so vielen Teilnehmern zu sein. Toll!
In diesem Jahr erforderte der Adventskalender jedoch deutlich mehr Hilfestellung meinerseits. Hier wurde in ein Teil reingeschnitten, dort das Teil falsch herum aufgenäht und bei einem dritten passte scheinbar nichts.
Bis tief in die Nacht war ich jeden Tag damit beschäftigt Antworten und vor allem Lösungen zu finden. Und das kann ich voller Stolz sagen: ich habe für JEDEN eine Lösung gefunden. Selbst komplett falsch aufgenähte Teile konnte weiterverarbeitet werden, weil es ein individuelles Lösungs-Handout gab. Das gehört bei mir zum Service dazu.

Natürlich hatte ich auch in diesem Jahr wieder die Befürchtung, dass das Motiv den meisten nicht gefallen würde. Dass ich damit falsch lag war schon in den ersten Tagen zu spüren. Die Orange-Gelbtöne der ersten Tage begeisterten nahezu alle und die Kombination mit einem aus 4 Farbtönen bestehenden Wasser im Vordergrund ließ alle frohlocken. Nur hier und da kam die Frage auf: „Gibt es in diesem Jahr gar kein Grün?“
Auch als das Hauptmotiv des Banners, das surfende Mädchen, an die Reihe kam, waren zwar einige verwundert, aber dem Großteil gefiel das laute Lachen der jungen Dame. Da fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen.

Hatte ich im Vorhinein Sätze wie „Dieses Jahr gehen wir es mal ruhiger an“ oder „Diesmal machen wir mal keinen Blödsinn“ gelesen, sorgte die Facebookgruppe doch wieder für viele sehr laute Lacher. Neben vielen tollen Fotos mit Deko, Kuscheltieren, Schildern und was weiß ich nicht allem, waren die Videos von Christian und Chris ein absolutes Highlight. Vielen Dank an euch Verrückte für diesen Mega-Spaß!

Was man im vierten Jahr des Adventskalenders und somit dem 3. Jahr nach der Pandemie feststellen kann: Es sind fast alle wieder in ihrem Vor-Corona-Trott zurück. Sehr viele hatten in diesem Jahr zu wenig Zeit und zu viele Termine in der Vorweihnachtszeit um jeden Tag nähen zu können.
Das ist an sich ja überhaupt kein Problem, aber aufgefallen ist es schon sehr.
So kamen auch am 24.12. – der bis auf ein Foto machen, arbeitsfrei war – nicht mal von der Hälfte aller Teilnehmer ein fertiges Bannerbild. Jedoch in den 2 Wochen nach Weihnachten trudelten immer mehr Fotos von begeistern Neu-Bannerbesitzern bei mir ein.

 

Es hat mal wieder unfassbar viel Spaß gemacht – die Vorbereitung und auch die Durchführung dieses außergewöhnlichen „Workshops“.
Das viele Lob und Anerkennung machen mich jeden Tag sehr glücklich und ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen, die dazu beigetragen haben, dass der Dezember 2023 so lustig, spannend, aufregend, intensiv und verrückt war. Ich freu mich auf den 5. Jubiläums-Adventskalender 2024!


Der Adventskalender 2023 in Zahlen:

125 Teilnehmer, davon 41 Ersttäter
6750 Stoffteile
390 Holzwäscheklammern
601 Nähgarnrollen
3000 bedruckte Briefumschläge
7 Länder
34.567 km Postweg

 

Von 1300 Fotos kann ich hier natürlich nur einen Teil zeigen. Aber die täglichen Collagen liefern einen tollen Überblick über die Vielfalt dieses „Workshops“.

Und weil mir die Arbeit mit Handout-Schreiben und vorgeschnittenen Teilen soviel Spaß macht, arbeite ich derzeit auf Hochtouren an neuen Bausätzen, die es - abgesehen vom Adventskalender - ganzjährig geben soll. Damit bloß niemand Langeweile bekommt ;-)

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